Meine Irak-Reise von Jochen Szech

Irak, nicht nur eine Reise nach Babylon

Irak? Echt jetzt? War auch mein erster Gedanke, als ich den Irak-Stand das erste Mal auf der ITB in Berlin sah. Es ging mir so vieles durch den Kopf: Krieg, Saddam Hussein, Krieg, Öl, Bush-Schröder, IS… Das Land hat jetzt 40 Jahre Krieg hinter sich. Die Menschen kannten nur Söldner oder Pilger. Dann kommen wir: ein kleiner Haufen von internationalen Touristikern aus Kanada, Australien, Italien, Polen und Deutschland. Wir fangen an, das Land Irak und seine Menschen zu entdecken.

Unsere Gruppe im Februar 2024

Mit an Bord ist ein Journalist des Spiegels, der mich begleitet. Die Reise startet in Basra, ganz im Süden des Landes. Die Stadt aus der Sindbad, der Seefahrer stammte. Hier liegt im Schatt Al-Arab, dem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, die Yacht Saddam Husseins, die heute der Uni von Basra gehört, die sie für Konferenzen und kleine Ausflüge nutzt. Die Altstadt wird gerade restauriert, der Basar ist lebhaft und vor allem sehr ursprünglich. Es gibt keine Stände für Touristen. Die Freundlichkeit und Offenheit der Irakis nimmt einen sofort gefangen und jeder möchte mit auf das Foto.

In den folgenden Tagen sehen wir Städte wie Ur und Uruk, die zu den ältesten der Welt gehören. Der Weg führt über meist gute Straßen an vielen Checkpoints vorbei, wo manchmal die Pässe kontrolliert werden, manchmal nicht. Auf dem Weg gibt es ein Naturerlebnis der spektakulären Art. Die Marschen sind ein Bild zeigt Wasserbüffel im IrakFeucht- und Sumpfgebiet mit den wohl ältesten Siedlungsgebieten des Irak. Hier leben zahlreiche endemische Vogelarten und Wasserbüffel. Die aus Schilf gebauten Häuser sind stabil, bequem und gut klimatisiert. Im Gegensatz zu vielen Sehenswürdigkeiten in Europa oder Asien braucht man hier nirgends Onlinetickets zu bestellen. Es gibt (noch) keine Touristen.

Auf dem Weg nach Bagdad führt uns der Weg über Nadschaf, der Stadt mit dem größten Friedhof der Welt mit 5 Millionen Gräbern und einer Ausdehnung von bisher 40 qkm und Karbala.2 Jungen vor dem Denkmal in Bagdad

Nadschaf und Karbala sind heilige Städte, Pilgerstädte, deren Bedeutung an Mekka heranreicht, die hierzulande aber völlig unbekannt sind. Es sind auch die einzigen Städte, in denen Frauen einen Tschador tragen müssen. Die Schreine der Heiligen Imame Ali und Hussain sind traumhaft schön und die Menschen sind in tiefer Anteilnahme versunken.

Wer in den nächsten 5 Jahren das Ishtar-Tor, eines der Stadttore Babylons, sehen möchte, kommt um eine Reise in den Irak nicht herum, da das Pergamon Museum in Berlin fürs Erste wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen bleibt. Wir sind in Babylon, der sagenhaften Stadt aus biblischen Zeiten, die unter Saddam Hussein teilrestauriert wurde. Über der antiken Stadt thront sein Palast, der heute ein Lost Place ist: keine Wache, keine Kasse nur Basketballkörbe und Graffitis an der Wand. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf das alte Babylon.

I3 Frauen, 1 davon mit Universitätsabschluss im Irakn Bagdad angekommen, wird man sofort vom Trubel einer Millionenmetropole eingefangen. Man schätzt, dass hier 8-10 Millionen Menschen leben. Zwei alte Viertel haben ihren Charme bewahrt und selbst hier in der Millionenstadt wird Gastfreundschaft GROSS geschrieben und man wird zum Tee oder zum Essen eingeladen. Der langweiligste Ort in Bagdad ist die Green Zone, in der sich die Regierungsgebäude und Botschaften befinden.

Dann geht es weiter nach Norden vorbei am Minarett der Großen Moschee von Samarra und die Partherstadt Hatra, wo auch der IS gewütet hat. Zum Glück wurde in der Antike sehr stabil gebaut und das Meiste blieb trotzt der Barbaren des IS erhalten. Dann liegt Mosul auf dem Weg. Hier hat der Krieg fürchterlich zugeschlagen und die komplette Altstadt zerstört. Drumherum existiert eine neue Stadt, voller Lebensfreude, nach dem Motto „wir haben es überlebt, lasst uns das Leben genießen.

Wir erreichen die kurdischen Checkpoints und hier ändert sich das Bild. Alles wirkt moderner. Die Kurden tun viel für ihr Land, das verfügbare Geld wird hier investiert. Für den Deutschen Besucher gibt es dann in Erbil ein echtes Highlight: das Deutsche Bierhaus mit „the Monster Plate“: Schweine-Schnitzel mit 2 Spiegeleiern und Bratwurst. Und ein Bier natürlich. Prost.

Nach jetzt drei Reisen in den Irak mit Filmteams und Touristen ist das Fazit: alle fühlen sich sicher, auch die Frauen und sind von der Herzlichkeit der Menschen fasziniert.