Vom Baikal bis Wladiwostok – Bericht von Norbert Klement

Mein Name ist Norbert und ich möchte hier einen Bericht über unsere Reise im Juli/August 2012 von Berlin über Moskau zum Baikalsee, weiter nach Ulan Ude und Charbarowsk bis Wladiwostok schreiben. Ich hoffe, dass er Euch/Ihnen gefällt.

Schon lange träumte ich davon einmal nach Sibirien, besonders an den Baikalsee, und in den fernen Osten Russlands zu reisen. Man kann wohl sagen, dass ich Russland liebe seid ich dort von 1970 bis 1975 in der  Stadt Wolgograd, ehemals Stalingrad/Zarizin, studiert habe. Schon in der Zeit meines Studiums konnte ich viele Städte und Regionen der ehemaligen Sowjetunion besuchen. Nach dem Studium bin ich dann lange Zeit als „Hobby-Reiseleiter“ dorthin gefahren. Organisierte Gruppenreisen des Reisebüros der DDR wurden von Reiseleitern begleitet, die für den organisatorischen Ablauf zusammen mit dem örtlichen Reiseleiter verantwortlich waren. Die meisten dieser Reiseleiter machten dies als „Hobby“! Neben den Städten Moskau, Leningrad, heute wieder Sankt Petersburg, und Kiew, hatte ich das Glück auch nach Mittelasien, z.B. Taschkent, Buchara, Samarkand und Alma Ata zu fliegen. Höhepunkte meiner Reiseleitertätigkeit waren aber zwei Wolga-Don-Schiffsreisen, eine Dneprreise, sowie eine Kreuzfahrt auf dem Schwarzen Meer mit einem Kurzbesuch in Bulgarien, Rumänien und den russischen / ukrainischen Häfen Sotschi, Jalta und Odessa. Nur nach Sibirien habe ich es noch nie geschafft, obwohl, einmal bin ich über Sibirien geflogen als ich in der Mongolei war.
Nun aber genug von der vergangenen Zeit und zum Bericht der „Traumreise“!

Vom Baikal bis Wladiwostok – ein Reisetraum erfüllt sich!

Vor drei Jahren erzählte ich einem befreundeten Ehepaar von meinem Traum an den Baikal zu fahren. Sie waren sofort begeistert und wollten sehr gerne mitfahren. Also begannen wir unsere Planung. Wie lang soll die Reise gehen, welche Route möchten wir nehmen usw…usw…!

Am Anfang dachten wir die Reise selbständig planen und organisieren zu können. Da wir durch unsere russischen  Sprachkenntnisse, meine Freunde haben in Kiew studiert, keine Kommunikationsprobleme sahen. Unsere Reisezeit war aber auf drei Wochen begrenzt und durch unsere Jobs sind wir auch nicht so flexibel. So merkten wir bald, ohne professionelle Hilfe wird es sehr schwierig. Nach umfassenden Recherchen im Internet, fanden wir mit dem Reisebüro „GO-EAST-Reisen“ aus Hamburg, einen sehr tollen Partner. Besonders die dort angebotenen Reisebausteine kamen unseren Vorstellungen sehr entgegen. Für dies gute Zusammenarbeit schon an dieser Stelle herzlichen Dank.

Im Herbst 2011 stand dann unsere Route fest:
Flug von Berlin über Moskau nach Irkutsk – Rundreise am Baikal mit Besuch der Insel Olchon – Busfahrt von Irkutsk nach Ulan Ude – dann mit der Transsib von Ulan Ude mit einem Zwischenstopp in Charbarowsk nach Wladiwostok – Rückflug über Moskau nach Berlin – ein Traum sollte Wirklichkeit werden!

GO-EAST-Reisen organisierte für uns alle Flüge, Zugtickets und Hotelübernachtungen in Zusammenarbeit mit Ihren russischen Partnern. Auch die Rundreise am Baikal wurde mit dem Irkutsker Partner perfekt vorbereitet und zum Schluss unsere Visa besorgt.

Am Samstag, den 28.07.2012, trafen wir uns auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Wir sind zu viert, da sich die älteste Tochter meiner Freunde entschlossen hat, mit uns zu reisen. Pünktlich geht es nach Moskau. Wer von dort direkt weiterfliegt, kann, nicht weit von der Gebäckausgabe, sofort wieder für den Inlandsflug einchecken. Damit erspart man sich das Anstellen im Obergeschoß des Flughafens Scheremetjewo, was sehr nervig sein kann.
Um 22:15 Uhr Moskauer Zeit, sollte es dann in Richtung Irkutsk gehen. Leider hat ein Kind im Flugzeug Probleme gemacht, was am Ende, nach ca. 45 Minuten, dazu führte, dass die Mutter mit ihrem Kleinen wieder ausstieg. So starteten wir mit einer Stunde Verspätung!

Nach einem sehr ruhigen Nachtflug landen wir mit ca. einer Stunde Verspätung in Irkutsk. Dort wartet schon unsere sehr nette „Guide“ Anna auf uns. Leider ist der Irkutsker Airport nicht sehr groß und zur gleichen Zeit kamen mehrer
Flüge an. So mussten wir mehr als eine Stunde auf unsere Koffer warten. Dafür wartete dann unser Fahrer mit einem modernen japanischen SUV auf uns und er und Anna brachten uns zum Hotel, wo wir uns für Montag 30. Juli 07:00 Uhr verabredeten, um unsere Reise zum Baikal anzutreten.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir Männer auf eine erste Erkundungstour durch das Zentrum von Irkutsk. Unser „Damen“ wollten lieber eine Mütze Schlaf nachholen. Am späteren Nachmittag schauten wir uns dann doch noch zusammen die wichtigsten Gebäude und vor allem die vielen Kirchen im Zentrum an. Natürlich besuchten wir auch die sehr schöne Uferstraße am Amur, dem einzigen Abfluss des Baikals. Da wir alle doch recht geschafft waren und am nächsten Morgen um 06:00 Uhr der Wecker klingelte, trollten wir uns so gegen 21:00 Uhr Ortszeit, im Sommer +7 Stunden zu Deutschland, in unsere Betten im Hotel „Viktoria“. Dieses Hotel kann man empfehlen, besonders da es sehr zentral liegt. Nach einem guten und reichlichen, typisch russischem Frühstück (Haferbrei, Wurst, Käse, Rühreier mit Schinken, Bliny mit Smetana usw. ) fuhren wir, mit Anna und unserem SUV-Fahrer, zum Bahnhof von Irkutsk. Mit einer „Elektritschka“, also dem regulären Vorortzug ging es um 08:35 Uhr in Richtung Baikal zur Station Sljudjanka. Der Zug benötigt für diese Strecke von 121 km eigentlich 2,5-3,0 Stunden. Leider an diesem Tag nicht. Wir waren 4 Stunden unterwegs, hatten aber eine sehr schöne Fahrt durch die Wälder und einige nette Gespräche mit Russen. Auch unsere Anna erzählte uns noch einiges über Irkutsk und die Transsib. Dank des Reiseführers, den wir von GO-EAST-Reisen hatten, konnten wir vieles nachlesen. Dieses Buch ist wirklich sehr informativ. Durch die Verspätung, aber der Weg ist ja das Ziel, konnten wir uns leider nicht den ganz aus Marmor gebauten Bahnhof von Sljudjanka anschauen. Kurz vor der Abfahrt erreichten wir die „Original-Baikalbahn“, die uns auf der alten Strecke, der sogenannten Baikalringbahn, an unser erstes Ziel am Baikal – Polovinnaja – bringen sollte. An diesem Tag war ein moderner kurzer Dieselzug. Polovinnaja liegt ungefähr auf der halben Strecke nach Port Baikal, dem Endziel der Ringbahn.
Die Ringbahn stellte einen Teil der Verbindung zwischen Irkutsk und Sljudjanka dar, die aber nach dem Bau des Irkutsker Staudammes an der Angara überflutet wurde. Die Fahrt auf der Ringbahn mit den vielen Tunneln und Brücken ist wunderschön.  Im Zug trafen wir eine Gruppe polnischer Touristen mit denen wir uns wunderbar austauschten und auch einen kleinen Wodka tranken. Die sehr langsame Fahrt (ca. 20 km/h) sorgt dafür, dass man die unglaublich schöne Landschaft und den Baikal richtig genießen kann. So vergingen die drei Stunden Fahrt bis Polovinna wie im Fluge. Gegenüber diesem kleinen Ort, am südlichen Ufer des Flusses, der dem Ort seinen Namen gab, wurde 2007 eine traumhafte kleine Ferienanlage „Märchenwald“ eröffnet. Ein idealer Ort für Menschen die Ruhe und Endspannung suchen. Für zwei Nächte hatten wir hier gebucht und am liebsten wären wir noch länger geblieben. Wir waren dort die einzigen Ausländer und so ergaben sich viele Kontakte mit den russischen Urlaubern. Die meisten waren aus Irkutsk. Hier konnten wir unsere Kenntnisse der russischen Sprache richtig gut nutzen.
Nach einer kleinen Erfrischung wanderten wir zum Baikal und stellten uns mit den Füssen ins „Heilige Meer“ Sibiriens!

Hurra – wir sind endlich angekommen!

Am nächsten Tag machten wir dann eine Wanderung entlang der Baikalbahn. Entlang kann man dies aber nicht nennen, da man eigentlich fast immer auf den Schwellen der Eisenbahnlinie wandert. Da muß man schon genau hinsehen, um nicht zu stolpern. Ob die Strecke bis Schumicha wirklich nur zwei Kilometer ist…..?
Es ist aber wirklich wunderschön dort lang zu gehen. Um die Natur und den Baikal zu genießen sollte man aber besser ab und zu stehen bleiben.

Auf dem Rückweg, bevor wir durch den Tunnel von Polovinnaja gegangen sind, führte uns unser Weg an einen kleinen Strand. Dort zelteten einige junge Leute und ein Gruppe Kinder und Jugendliche, die mit uns am Vortag in Pollovinnaja angekommen waren, hatte auch am Baikal übernachtet. Sie marschierten gerade zum Bahnhof, um mit dem Zug, der an diesem Tag von Port Baikal nach Sljudjanke fuhr, zurück in ihrer Ferienlager zu fahren.
Wir erfüllten uns einen Traum – im Baikal baden! OK – baden konnte man das wohl nicht nennen. Alle, außer der Frau meines Freundes, gingen kurz in den Baikal und wir tauchten auch unter. Anna erzählte uns nämlich, dass der, der im Baikal badet, 25 Jahre jünger wird!!! Hat leider nicht geklappt, aber es war schööön!
Nach dem Abendessen hatten wir die Banja – die russische Sauna – bestellt. Diese ist direkt am Gebirgsbach gebaut. So kann man direkt aus der Sauna dort abkühlen. Das Wasser war aber noch viel kälter als der See!
Selbstverständlich bearbeitet wir unsere Körper mit den Birkenwenik. Nach zwei Bierchen schliefen wir in dieser Nacht besonders gut.

Bevor wir am Nachmittag mit einem Touristenzug weiter nach Port Baikal fuhren, stand noch eine Ruderbootfahrt um den Felsen von Polovinnaja an. Noch einmal gingen wir Männer in den Baikal „baden“.
Etwas traurig nahmen wir abschied vom „Märchenwald“ und setzten unsere Reise fort. Der Touristenzug war am frühen Morgen in Irkutsk gestartet und über Sljudjanka bis nach Port Baikal unterwegs. Es ist eine umgebaute Elektrischka und im August natürlich gut gebucht. Nach der Ankunft in Port Baikal wurden wir alle mit der Fähre „Babuschkin“ nach Listvjanka übergesetzt. Genau zwischen diesen beiden Orten beginnt die Angara,  der einzige Abfluss des Baikal. Die nächsten zwei Tage und drei Nächte verbrachten wir in Listvjanka. Am ersten Tag besuchten wir das dortige Museum, den Tschersky Felsen, von dem man einen traumhaften Blick auf den Baikal und die Angara hat und schlenderten über die Märkte wo wir frischen Omul, den Baikal-Lachs. In einer „Besdka“, einer Plauderhütte, direkt am Ufer des Baikals haben wir es uns schmecken lassen.
Am zweiten Tag wollten wir in Port Baikal das kleine Eisenbahnmuseum besichtigen und etwas wandern. Leider war das Museum geschlossen und das Wetter nicht für eine Wanderung geeignet. Wir hatten trotzdem Spaß.
Der nächste Morgen war verregnet und so waren wir recht froh, als unser Kleinbus uns nach Irkutsk abholte. Von dort ging es dann mit einer „Marschrutka“, beladen mit 14 Passagieren zur Insel Olchon. Man muss sagen, dass diese fast siebenstündige Fahrt, uns doch fast an unsere Grenzen brachte.

Wie Ihr/Sie wohl schon gemerkt haben, ist mein Bericht wohl zu lang! Aus diesem Grund werde ich versuchen, die weitere Reise kürzer zusammen zu fassen.

Nach über sechs Stunden Fahrt kamen wir am Fähranleger in Suchjurtka. Wir hatten Glück und unsere Marschrutka, Linientaxi, kam schon mit der zweiten Fähre, nach ca. 1 Stunde Wartezeit, mit. Dann ging es nochmals ca. 45 Minuten über die unbefestigten Straßen der Insel bis zum Hauptort Chuschir, wo wir zu unserer Ferienanlage „Schemschuchina“, Perle, gebracht wurden. Es ist eine recht große Anlage und es waren dort ca. 60 Touristen untergebracht. Neben uns noch Russen, Polen, Franzosen und Italiener. Olchon ist die größte Insel im Baikal und ca. 72 km lang und durchschnittlich 10 km breit. Erst 2005 wurde die Insel an das Stromnetz angeschlossen. Seid dieser Zeit nimmt der Tourismus jährlich zu. Eine der bekanntesten Unterkünfte ist wohl „Nikitas Hostel“. Als dieser vor ca. 12 Jahren anfing mit seinem Bau, wurde er von den meisten Einheimischen ausgelacht. Heute gibt es wohl nur noch wenige Einwohner, die nicht vom Tourismus leben. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind wohl der Schamanenfelsen, Olchon liegt schon in ursprünglich Burjatischen Gebiet, wenn es auch zu Oblast Irkutsk gehört, das Maloje Morje und das Kap Choboi. Nicht weit von diesem nördlichsten Punkt der Insel befindet sich die breiteste Stelle des Baikalsees mit 79,5 km. Übrigens liegt südwestlich der Insel Olchon auch die tiefste Stelle des Baikal mit 1637 Metern. Zwei wunderschöne Tage verbrachten wir auf dieser Insel. An einem machten wir die wohl obligatorische Inselrundfahrt bis zum Kap Choboj und am anderen Tag lange Spaziergänge und nochmals badeten wir im Baikal, besser gesagt im „Kleinen Meer“! Die Rückfahrt nach Irkutsk war ähnlich anstrengen wie die Hinfahrt. Es sollen aber auch richtige bequeme Busse von und nach Irkutsk fahren! Wir waren sehr froh, als wir in unserm Hotel duschen konnten und gingen sehr zeitig ins Bett.
Von Anna hatten wir schon auf der Fahrt nach Olchon erfahren, dass unsere „Busfahrt“ nach Ulan Ude auch mit einer Marschrutka und nicht in einem „normalen“ Bus erfolgen sollte. Auf unsere Bitte organisierte Anna mit Ihrer Chefin uns vier Tickets für den Zug. Wir bezahlten 800,00 Rubel, also ca. 20,00 Euro, extra und konnten im Platzkartnyi, Ligewagen, nach Ulan Ude reisen. Da wir am Tagen fuhren war es so OK! Wir sind sehr froh diese Endscheidung getroffen zu haben. So konnten wir nochmals mehrer Stunden den Baikal sehen. Um 2:55Uhr Moskauer Zeit, also  7:55 Uhr Ortszeit ginge es, am Kilometer 5153 von Moskau, los und nach 6,5 Stunden kamen wir pünktlich 9:25 Uhr/ 14:25 Uhr am Kilometer 5609 in Ulan Ude an. Wie ja wohl bekannt ist, sind alle Zugzeiten in Moskauer Zeit angegeben. Nur im Speisewagen gilt immer Ortszeit.
In Ulan Ude, der Hauptstadt der Burjatischen autonomen Republik, wurden wir vom Schwiegervater des Bruders meines Freundes begrüßt, der vor vielen Jahren eine Burjatin geheiratet hat. Die nächsten zwei Tage zeigte er uns mit seinem Freund und anderen Familienmitgliedern diese Stadt. Ohne deren Autos hätten wir wahrscheinlich nur die  Hälfte gesehen. Am schönsten waren aber die zwei Abende im Kreise der Familie. Man hatte extra aus Anlass unseres Besuches einen Hammel geschlachtet. Die Gastfreundschaft war umwerfend. Leider mußten wir diese lieben Menschen am Nachmittage des zweiten Tages verlassen. Unser Zug „Sibirjak“ setzte sich pünktlich um 9:50 Uhr/14:50 Uhr in Bewegung. Es begann der längste Abschnitt unserer Transsibreise. In den nächsten 51 Stunden sollten wir die 2.884 Kilometer bis nach Chabarowsk zurücklegen. Für diesen Abschnitt unserer Reise hatten wir uns 1. Klasseabteile gegönnt. Jeweils zu zweit genossen wir die Fahrt. Nicht jeder mag so lange Zugfahrten, aber was waren unsere 51 Stunden gegenüber der über 6 Tage von Moskau bis nach Wladiwostok?
Was macht man im Zug? Aus dem Fenster schauen, lesen, essen, schlafen und immer wieder unterhalten, mit dem gegenüber sitzenden und auch mit anderen Reisenden, die man in Zug trifft oder im Speisewagen. Neben Russen auch Deutsche und Deutsch-Italiener. Manche hatten es nicht so leicht, da sie kaum oder kein russisch sprachen und das Zugpersonal so gut wie keine Fremdsprache!

Nicht nur in unserem Zug stellten wir fest, dass die Zahl der westlichen Touristen, die die Weiten Russlands kennenlernen wollen, doch immer größer wird. So haben wir z.B. auf unserer Fahrt zur Insel Olchon zwei junge Frauen aus Dresden getroffen, die mit viel Zeit mehrer Abschnitte der Transsib von Moskau bis Irkutsk gefahren sind. In Wladiwostok trafen wir ein Gruppe Österreicher, die von dort noch nach Kamtschatka weiter geflogen sind. Noch so ein Traum von mir! Wenn man bedenkt, dass diese Halbinsel flächenmäßig 5% größer als Deutschland ist und auf ihr von den 160 Vulkanen noch 29 aktiv sind.
Nun aber zurück zu unserer Reise – wir fahren mit dem „Sibirjak“. Dieser fährt jeden zweiten Tag von Nowosibirsk nach Wladiwostok. Damit gibt es ab dort eine tägliche Verbindung durch die Weiten Sibiriens bis an den Pazifik. An den dazwischen liegenden Tagen fährt der „Rossija“, der vom Moskauer Jaroslawler Bahnhof kommt.  Nach 51 Stunden kommen wir kurz vor 18:00 Uhr Ortszeit in Charbarowsk an. Hier fahren wir mit einem Taxi in unser Hotel. Gegen 19:00 Uhr machen wir uns auf eine erste Besichtigungstour.  Wir fanden die Stadt als sehr schön mit ihren vielen Parks und natürlich mit dem Amur, auf dem wir auch eine kleine Bootstour, fast bis zur bekannten Eisenbahn-/Autobrücke machten. Diese neue Brücke ist bis heute mit ihren fast drei Kilometern immer noch die Längste auf der gesamten Strecke der Tanssib. Wir haben unseren Zwischenstopp in Chabarowsk nicht bereut. Nach zwei Tagen ging es dann auf den letzten Abschnitt der Transsib und damit auch unserer Reise. Noch eine Nachtfahrt trennte uns von Wladiwostok. Mit dem Zug „Okean“ (Ozean) ging es um 21:00 Uhr Ortszeit los. Diesen Zug kann man wohl auch als „Pendlerzug“ bezeichnen. Er fährt täglich die Strecke Charbarowsk – Wladiwostok bzw. umgekehrt. Mit der Abfahrt um 21:00 Uhr und seiner Ankunftszeit kurz nach 08:00 Uhr Ortszeit ist er wohl vor allem auch für viele Dienstreisende eine sehr bequeme Alternative. Da diese beiden Städte die wichtigsten Verwaltungen des Fernenostens Russlands  beherbergen, scheint er für viele „Beamte“ eine Art „Dienstwagen“ zu sein. Wir hatten diesen Eindruck, als wir die vielen Damen und Herren in Kostümen bzw. Anzügen und nur mit leichtem Gebäck auf dem Bahnsteig sahen.
Die letzte Nacht verging für uns wie im „Fluge“. Leider kamen wir bei strömenden Regen, das erste Mal in der Zeit unserer Reise, in Wladiwostok an. Dieser war dann so schlimm, dass wir unsere erste Stadtbesichtigung nach 3 Stunden abbrachen, da wir vollständig durchnässt waren.

Der nächste Tag entschädigte uns dann aber mit super Sonnenschein. Also gingen wir von unserem Hotel zum Bahnhof, wo natürlich Fotos am „Endpunkt“, oder „Anfang“ der Transsib gemacht wurden – 9288 km bis Moskau. Übrigens mit dem Flugzeug sind es 6430 Kilometer! Vorbei am Hafen, wo auch die Fähren nach Korea und Japan ablegen, kamen wir zum U – Bootmuseum, welches wir schon am Vortag besichtigt hatten. Nicht zu übersehen ist natürlich die neue Brücke über das „Solotoje Rog“ (Goldene Horn). Sie wurde kurz vor unserer Ankunft, am 11. August 2012 feierlich eröffnet. Leider darf man nicht über diese Brücke laufen. Diese Brücke war die zweite, denn schon einige Wochen vorher wurde die Brücke zur Insel Russki, die „Russki-Brücke“ dem Verkehr übergeben. Diese über drei Kilometer lange Schrägseilbrücke hat mit 1104 Metern die weltweit größte Stützweite. Beide Brücken waren schon immer ein Traum der Bewohner von Wladiwostok und wurden nun kurz vor dem vom 2.-9. September 2012 geplanten asiatisch-pazifischen Wirtschaftgipfel fertig. Die Insel Russki ist die größter der über 50 Inseln vor Wladiwostok. Wir haben diese Brücke auch vom Aussichtspunkt „Adlernest“ nicht gesehen. Dorthin „durften“ wir zu Fuß wandern, da die historische, einzige Zahnradbahn Russlands gerade wegen Jahresinspektion nicht fuhr. Wer nach Wladiwostok kommt sollte aber diesen Aufstieg nicht versäumen, denn von dort hat man einen traumhaften Blick über die Stadt, das Goldene Horn und in Richtung Japanisches Meer.
Am letzten Tag unserer Reise haben wir dann doch noch im „Pazifik“ gebadet, obwohl dieser Strand im Zentrum der Stadt nicht so schön ist. In Wladiwostok wird zur Zeit sehr viel gebaut. So wachsen eine Reihe Hochhäuser wie Pilze aus der Erde. Leider hat man den Eindruck, dass es da keinen richtigen Bebauungsplan gibt.
Tja, drei Wochen gehen auch irgendwann zu Ende. Also bestellten wir uns unser Taxi zum neuen internationalen Flughafen, der doch recht weit vom Zentrum entfernt ist. Wir waren froh, dass am Samstagmorgen um sechs Uhr noch nicht so viele Autos auf der Straße waren. Sonst hätten wir wohl nicht 50 Minuten, sondern 90 Minuten gebraucht! Lustig war, dass wir jeweils zu zweit in einem Taxi fuhren. Die Fahrt im Minibus hätte fast das Doppelte gekostet – warum….?

Mit einem Airbus A 330 von Aeroflot flogen wir von Wladiwostok nach Moskau. Etwas mehr als 9 Stunden flogen wir nach Europa zurück und uns wurde dabei ein sehr guter Service geboten. Auch das Bordprogramm, jeder Passagier hat seinen eigenen Fernseher, war sehr gut. Filme konnte man in russisch oder englisch schauen. Ich möchte sagen es war einer meiner besten Flüge. Auch der Rückflug nach Berlin verlief planmäßig.
Hier endet nun mein Bericht. Ja – es war eine Traumreise für mich. Natürlich gibt es immer die eine oder andere Panne bei einer so langen Reise, die waren aber bei uns sehr gering.  Jeder hat andere Vorstellungen von Urlaub. Auch Russland kann man auf die eine oder andere Art bereisen. Wer es bequem und unserem westlichen Standart angenähert möchte, sollte mit dem „Zarengold“ fahren!

Wir haben für uns die richtige Endscheidung getroffen. Auch im Namen meiner Freunde mochte ich mich bei GO-EAST-REISEN Hamburg für die Hilfe bedanken. Besondere dank gilt Frau Olga Moskalenko, die mir immer eine freundliche Gesprächspartnerin war. Bitte teilen Sie auch dem Partnerbüro in Irkutsk mit, dass „unsere“ Anna topp war.

Bolschoje spasibo!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Norbert